Aikans Shiba-Inu Forum

so, endlich komme ich nun dazu, über das seminar vom letzten wochenende zu berichten, thema: ressourcenbezogene aggression
referentin: dr. ute blaschke-berthold, biologin, trainerin und verhaltenstherapeutin.

sie stellte zunächst einmal klar, dass ressourcenverteidigung (rv) KEIN abnormales verhalten des hundes ist (da ging es mir doch gleich besser), da sie unter natürlichen bedingungen das überleben des hundes sichert.

Nachdem geklärt war, was überhaupt unter einer ressource zu verstehen ist, nämlich:

- alles, was zum überleben gebraucht wird (nahrung, wasser, kausachen, knochen)

- alles, was der hund mit wohlempfinden und sicherheit verknüpft (liegeplätze, spielzeug, futternäpfe, aber auch örtlichkeiten wie zb. sofa, auto, ganze räume....)

- paarungspartner, sozialpartner

- alles, was im gehirn des hundes als ress. bewertet wird (und das ist für uns menschen nicht immer nachvollziehbar )

wurden die verschiedenen verteidigungsstrategien des hundes aufgezeigt, wovon sie abhängen, woran man sie erkennt und wie man gegebenenfalls damit umgeht.

wir wurden über die prognosen der trainingserfolge informiert und welche trainingsmethoden im einzelfall sinnvoll sind.

dann gings zu den praktischen übungen, wo wir u.a. anfingen mit:

- „sitz“ in jeder lebenslage, da es gleichzeitig als abbruchsignal dienen soll, zb. wenn der hund etwas von der straße aufnehmen will

- erlernen der konditionierten entspannung

- entspannung an ressourcen

- hund macht sitz, wenn etwas herunterfällt

- aus dem platz ins sitz kommen

- fingertouch

- dem aufbau einer „intermediären brücke“

- erlernen des „geschirrgriffs“ usw.usw.

all das sind vorbereitende/begleitende übungen, um die ressourcenverteidigung eindämmen zu können bzw. sie möglichst ganz in den griff zu kriegen.

das heißt nun nicht, dass wir das schon alles können, wir bekamen nur gezeigt, wie diese dinge aufgebaut werden, trainieren müssen wir nun fleißig zu hause.

insgesamt hat uns das seminar viele neue erkenntnisse gebracht und ich bin zuversichtlich, dass wir unser ressourcenproblem zumindest zum größten teil lösen können.

wenn interesse besteht, erklär ich gerne noch die einzelnen übungen und deren aufbau, denn eigentlich sind sie alle auch im zusammenhang mit anderen problemstellungen anwendbar (aber jetzt geh ich erstmal zur weihnachtsfeier unserer hundeschule )

vile spaß bei der weihnachtsfeier, schönen gruß an die, die uns kennen.


natürlich wäre es schön, wenn du uns die dinge näher bringen könntest.

Hallo Uschi,

vielen Dank für den Seminarbericht!
Mich würde noch interessieren, welche Verteidigungsstrategien gibt es denn? Mir würde jetzt spontan nur das aggressive Verteidigen und als Alternative noch die Flucht, sprich weglaufen mit der "Beute" einfallen. Letzteres macht übrigens Yuki, gibt man ihm einen Hundekeks, rennt er damit "in Sicherheit", ich weiss, dass das ja eigentlich ein Zeichen dafür ist, dass er ein Problem hat.

Und dann würde mich natürlich vor allem interessieren, was machst du jetzt ganz konkret mit Taiko?
Was habt ihr beim Seminar schon angefangen zu üben, wie lief es da mit ihm?
Und was baust du jetzt alles für Übungen in den Tagesablauf ein, hast du einen richtigen Trainingsplan? Womit fängst du an? Oder übst du jetzt die ganze Liste auf einmal durch, die du uns aufgeschrieben hast? Falls du eine Art Tagebuch führst, würde mich natürlich auch eure Fortschritte interessieren.

Entspannung an Ressourcen... stell ich mir bei Taiko momentan etwas schwierig vor.

LG
Barbara

wow, das sind ja gleich ganz viele fragen, ich versuchs mal der reihe nach:

an verteidigungsstrategien können auftreten (die so genannte eskalationshierarchie):

1. einfrieren & anspannen des körpers
2. körper über ress. abducken
3. schneller fressen oder gegenstand wegbringen
4. knurren
5. fletschen
6. schnappen
7. beißen

unmittelbar mit der eskalationshierarchie hängt auch die prognose für den trainingserfolg zusammen. Je mehr der hund vorwarnt, um so mehr spielraum gibt es für das umlernen, denn normalerweise beißt der hund nicht sofort zu, es gehen meist die subtileren anzeichen voraus (man muss sie nur wahrnehmen, ich hab da vorher noch nie drauf geachtet)

Wenn yuki also mit seinem keks wegrennt, hast du noch gute chancen zum umlernen

Mit taiko übe ich zur zeit (immer, wenn sich die gelegenheit zwischendurch bietet):

Übung: Sitz
Ziel: sitz in jeder lebenslage, unter ablenkung und vor allem auch beim anblick von ressourcen
Aufbau: der hund sollte innerhalb eines bestimmten zeitrahmens (wir begannen mit 5 sek) nach dem signal sitzen, der zeitrahmen wird dann immer weiter verkürzt, bis das sitz sofort nach dem signal erfolgt.

Ohne ablenkung war das für taiko kein großes problem, beim anblick von ress. aber kamen wir selten unter 5 sekunden (ute tröstete mich damit, dass das eben 2 shiba-sekunden seien ).

Inzwischen klappt es schon hin und wieder auch bei ablenkung: gestern konnte ich ihn zb. vom buddeln ins sitz bringen und als er an mir hochsprang, um nach dem leckerchenbeutel in meiner hand zu schnappen, hat es auch funktioniert.

Hier deutlich zu sehen, wo die ress liegt



aber taiko schafft es innerhalb von 5 sekunden zu sitzen *stolzbin*


nach einigen übungen und viel entspannungsarbeit war er manchmal schon ein bisschen relaxter beim anblick der ress.

Übung: fingertouch
Ziel: durch befolgen des fingertouches lernt der hund, nicht ständig die ress. (oder einen möglichen „feind“) zu fixieren, der blick kann umgelenkt werden.

Den fingertouch konnte taiko schon, allerdings fällt es ihm immer noch sehr schwer, diesen zb. beim anblick einer plüschente auszuführen

ganz viel gewicht wurde auf die entspannungsarbeit gelegt, die hunde sollten zur ruhe kommen und sich ins platz legen.

Ohne ress. war das schon schwierig genug und die entspannung an ress. war dann natürlich zunächst überhaupt nicht möglich.

Zwar ließ taiko sich durch die anderen teams doch ziemlich ablenken (ich auch ), aber irgendwie hat er sich doch immer wieder darauf eingelassen.





entspannung im anblick des futterbeutels

interessant wurde es dann, als mensch/hund-teams an den ress. vorbeigingen

anfangs sah das so aus:



irgendwann begriff taiko, dass bellen den „feind“ nicht vertreibt, sondern dass der erst weitergeht, wenn ER ruhig ist


nach etlichen entspannungs-streichlern ging es etwa so weiter:




und zum schluss konnte man schon fast von entspannung sprechen, zwar immer noch alles im blick, aber insgesamt wesentlich ruhiger

leider leider gab es am nächsten tag aber auch „böse“ menschen, die sich in die nähe der ress wagten, diese aufhoben, damit spielten oder sie sogar mitnahmen





ich konnte es kaum fassen, aber irgendwann fing taiko tatsächlich an, sich mehr auf mich als auf den futterbeutel zu konzentrieren *freu*





diese entspannung an ress trainiere ich nun zu hause mit ihm, zb. abends auf dem sofa. ich lege den futterbeutel in entsprechendem abstand hin und versuche dabei, taiko zu entspannen.

mit mehreren menschen üben wir dann immer in der hundeschule.

das klingt natürlich alles erstmal sehr positiv, aber fakt ist, dass die ress. noch ca 2-3 meter von taiko entfernt liegt.
ist sie näher an ihm dran, rastet er nach wie vor ziemlich aus.

es wird also sicher ein sehr langer weg, aber die erfahrungen des seminars haben mir gezeigt, dass es mit entsprechender geduld und konsequenz vielleicht doch möglich sein wird, ihn umzutrainieren *hoff*

soviel für heute, falls ihr noch nicht erschlagen seid, kann ich demnächst gerne noch mehr berichten

Super, vielen Dank für den ausführlichen Bericht!

Sag mal, hast du das hier schon vorher geübt mit der Decke? Find ich ja klasse, dass das gleich so geklappt hat, ich stell mir das mal mit Yuki vor, sich draußen (oder auch drinnen in fremder Halle) so relaxed auf die Seite zu legen, wäre für ihn ein Ding der Unmöglichkeit.


Sieht jedenfalls alles schon ganz prima aus!
Mensch ich wär so gern dabeigewesen, das war sicher super interessant. Ich wünsch euch ganz viel Erfolg beim Weiterüben!

LG,
Barbara